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Ansprache Bestattungsfeier Ulrich Aeberhard

Liebe Anne Marie, liebe Trauerfamilie und Verwandte, liebe grosse Trauergemeinde,

das Leben und das Lebenswerk des Verstorbenen zu würdigen ist im Rahmen dieser Ansprache nicht möglich. Er hat in seinem Leben überaus viel geleistet und die Aussaat wird erst richtig aufgehen und reiche Frucht bringen. Ich fühle mich auch nicht imstande, die richtigen Worte zu finden für so vieles, was er uns geschenkt hat. Doch alle, die ihn kennen, wissen, dass er trotz vieler Talente und besonderer Begabungen oder gerade deswegen ein einfacher Mensch war, gross an Gottesfurcht und wahrer Demut.

Immer wieder sprach er: «Danket nicht mir, sondern dem, der uns alles gibt.» In diesem Sinne wollen wir nun auf sein reiches Leben eingehen, uns in Gedanken mit ihm verbinden und auch unser Leben, unsere Ziele auf Gott ausrichten. Meiner Ansprache liegt eine Bestattungspredigt zugrunde, die uns der Verstorbene schriftlich hinterlassen hat. Es sind Kernaussagen, die er immer wieder in freier Rede den Hinterbliebenen als Trost zusprach.

Wir trauern mit euch Trauernden und freuen uns gleichzeitig mit unserm verstorbenen Bruder Ueli, denn er hat seinen schwerfällig gewordenen, kranken Körper abgelegt und ist im ewigen Leben.

Seine Seele kam von Ewigkeit, wurde aus Gottes Gnade in diesen menschlichen Körper inkarniert, wuchs mit den an ihn gestellten Aufgaben und mit allen Schmerzen und Nöten, die ihm als Kreuz aus Gottes Ratschluss aufgetragen wurden.

Geist-Seele kommt von Ewigkeit und strebt zur Ewigkeit. Beim Sterben verlässt das geistige Wesen den irdisch-materiellen Körper, der wieder zur Erde zurückkehren wird.

Paulus spricht: «Gibt es einen irdischen Leib, so gibt es auch einen geistigen Leib.»

Jetzt leben wir in einem grobstofflichen Körper. Nach dem Sterben sollen wir nach einem erfüllten und gottesfürchtigen Leben das Licht- oder Strahlenkleid erhalten, wie es in der Heiligen Schrift heisst: «Die in Linnen gekleideten werden eingehen in Gottes Herrlichkeit.»

Geist-Seele ist also unsterblich. Das geistige Wesen soll in diesem Körper durch erbrachte Opfer, aufopferndes Gebet, gelebte barmherzige Liebe, ertragene Schmerzen und bestandene Prüfungen zur Gottähnlichkeit reifen.

«Kein Mensch ist vollkommen. Wir alle sind der Gnade bedürftig. Und Gnade ist ein Geschenk aus Gott, das uns aufgrund unserer Taten nicht zusteht»: pflegte der Verstorbene oft zu sprechen.

Als Priester warnte er seine Gemeinde davor, sich besser zu wähnen als andere mit den Worten: «Viele könnten vor euch am Throne Gottes sein.»

Die Ökumene war ihm ein Hauptanliegen. Stets hob er das Verbindende unter den Religionen hervor.

Die Achtung vor jedem Menschen, die Liebe zur ganzen Schöpfung war sein Credo. So setzte er sich gegen die Tötung des werdenden Lebens im Mutterleib ein, warnte vor der Veränderung der Gene, litt mit den Abertausenden von Tieren, welche in Tierversuchen jährlich qualvoll geopfert werden

und ganz besonders mit allen Mitmenschen in Kriegsländern, mit den von Katastrophen Heimgesuchten, mit den Hungernden, den Kranken, den Süchtigen, den Arbeitslosen und allen, die in unserer Gesellschaft an seelischer Leere leiden.

«Mensch, woher, wohin?», heisst die Grundfrage des Lebens. Der Verstorbene wusste darauf Antwort: Der im Menschen wohnende Geist ist ausgegangen vom Vaterhaus, wie uns das Gleichnis vom Verlorenen Sohn lehrt und sucht nun nach vielen Irrwegen unter Schmerzen den Weg zurück.

Der Weg zum Vater führt über die eigene Seele, über die Selbsterkenntnis. Der Aufstieg kann erst dann beginnen, wenn wir unsere Schwächen erkennen, einen guten Vorsatz fassen und mit ganzer Willenskraft uns dem Guten zuwenden.

Die Verwandlung der Raupe zum Schmetterling kann uns diesen Weg zum Licht versinnbildlichen.

Will der Schmetterling zurück in die Puppe? Hat er Sehnsucht nach seinem mühsamen Leben als Raupe? Nein! Er erfreut sich an seiner wunderbaren Umwandlung zum farbigen, fliegenden Wesen. In dieser neuen Dimension sind ihm in der erlangten Freiheit alle Erinnerungen an Mühsale und Nöte genommen. Sein einziges Ziel als Raupe war die Nahrungssuche, um die Energie zur Umwandlung zu erhalten.

Nehmen wir dieses Ereignis als Gleichnis dazu, dass auch wir, solange wir in diesem Körper zu Hause sind alles tun, um unserer Seele Nahrung zu verschaffen, dass auch wir dereinst dieser von Jesus versprochenen Umwandlung teilhaftig werden können.
Durch unser tägliches Streben und die uns geschenkten Gnaden erarbeiten wir uns das Strahlenkleid, das Hochzeitskleid, welches uns eintreten lässt ins himmlische Licht.

Der verstorbene Bruder Ueli ist im himmlischen Licht. Er ist frei. Und sicher ist er da. Er sieht unsere Gedanken und empfindet unsere Gebete als Labsal und Energie. Er weiss, ob unsere Empfindungen echt und rein sind und möchte uns allen zurufen:

«Freut euch, die ihr das Kreuz Christi tragt. Ich bin im Licht und vermag euch beizustehen in euren Nöten. Ich habe die Freiheit erlangt von der ich auf Erden träumte. Es lohnt sich, die Mühen des Alltags auf sich zu nehmen und auszuharren in Liebe und Geduld. Die Freuden im Himmel sind mit irdischen Worten nicht zu beschreiben. Ich will all meine Lieben trösten und ihnen Beistand sein in ihren Nöten».

Wohin geht Geist-Seele nach dem Sterben? Jesus Christus sagt: «Ich gehe hin, um euch eine Wohnung zu bereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch bereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu Mir holen, damit auch ihr dort seid, wo Ich bin.»

In was für eine Wohnung geht unsere Seele ein? Kann jeder Mensch automatisch ins schönste Licht gelangen? Jesus Christus gibt uns in den Seligpreisungen eine klare Antwort. Wir bestimmen mit unseren Taten über die Qualität der himmlischen Wohnung. Wenn es uns gelingt, in Demut vor Gott zu leben, niemals Gewalt anzuwenden, stets freudigst nach der Gerechtigkeit Gottes zu streben, allen Wesen die barmherzige Liebe zu erweisen, ein reines Herz zu bewahren, Brückenbauer und Friedensstifter zu sein und uns seinetwegen verleumden und verfolgen zu lassen, dann dürfen wir frohen Herzens auf diese himmlische Wohnung hoffen und Gott schauen in alle Ewigkeit.

Keinem Menschen gelingt es, die Seligpreisungen vollkommen zu erfüllen. Selbst Christus sprach: «Nur einer ist gut genug, mein Vater im Himmel.» Über dem Leben und dem priesterlichen Wirken des Verstorbenen stand sein Leitsatz: «Wir sind als Schwache zu Schwachen gesandt mit einem besonderen Auftrag.» Auf seinen besonderen Auftrag versuche ich in Kürze einzugehen. Im Jahre 1987 fand der Verstorbene zusammen mit seiner Frau in grosser innerer Not zur verfolgten St. Michaelskirche von Dozwil. Was er von Paul Kuhn als praktische Psychologie hörte, konnte er vom Tag an anwenden und an Körper und Seele erstarken. Ohne sein eigenes Wollen und ohne Einwirken einer Drittperson wurde er von Gnadengaben aus dem Heiligen Geist überrascht. So wie der Apostel und Evangelist Matthäus mit einer Feder in der Hand und einem Engel dargestellt wird, der ihm die Worte diktiert, so wurde seine Hand nach dem Gebet von Engelshand bewegt und er erhielt zu seinem grossen Erstaunen Offenbarungen seines Engels in einer grossen, rundlichen Handschrift. Nach der Bezeichnung im Grossen Bibelführer vom Droemer-Knauer Verlag ist das gottgeführte Schreiben «eine Form der Offenbarung, bei der einem Verkünder unabhängig von seinem Willen oder Intellekt göttlicher Geist übertragen wird.» Nach langer Prüfung dieser Offenbarungen wurde der Verstorbene zum Priester und zum Mittler zwischen Gott und den Menschen an Paul Kuhns Seite berufen und erhielt vom Engel den Namen Matthäus. Er wurde Nachfolger der verstorbenen Frau Maria Gallati, durch welche der heilige Erzengel Michael das Gnadenwerk von Dozwil 25 Jahre lang lenkte und führte.

So wie sich der Prophet Elia unter einen Ginsterstrauch legte und Gott bat, sein Leben hinweg zu nehmen, war auch für Matthäus sein hohes Amt oft eine schwere Bürde. Mit einer bewunderswerten Energie brachte er es viele Jahre fertig, seinen geliebten Beruf als Musiklehrer an der Kantonsschule auszuüben und seiner Berufung nachzuleben.

Das St. Michaelswerk war von Beginn weg auch karitativ tätig. Den grössten Auftrag dazu erhielt Matthäus im Jahre 1997 aus dem Geiste des heiligen Pater Pio mit den Worten: «In der ersten grossen Tat von Paulus, diesen Tempel zu bauen, konnte euer Geist wunderbar sich entfalten und Nahrung finden. In der zweiten grossen Tat habt ihr ein Hilfswerk für Arme errichtet. In einer grossen abschliessenden dritten Tat sollt ihr eine Schule erbauen nach dem Gesichte, welches ich Matthäus schauen liess, dass die Seelen eurer Kinder nicht auch noch vergiftet werden im Gräuel dieser Zeit. In diesem Auftrag ist eingeschlossen der Bau einer Klinik, dass der oft schwache Körper mit der himmlischen Medizin durchtränkt zu mehr Arbeit taugen kann im Weinberge Gottes.» Diesen Vorhaben widmete er sich zusammen mit vielen kompetenten Personen innerhalb und ausserhalb des Michaelswerkes. In seinem Auftrag wurde eine Stiftung ins Leben gerufen. Eine auf Homöopathie gründende Arztpraxis und eine Musiktherapiepraxis haben ihren Betrieb aufgenommen. Medizinische Forschung speziell für Krebskranke wurde in Angriff genommen. Welch schicksalshafte Fügung, dass gerade Matthäus an dieser Krankheit sterben musste. Im Jahre 2001 begann Matthäus mit öffentlichen Vorträgen und Gottesdiensten in verschiedenen Schweizer Städten, begleitete die Jugendlichen in die neu ins Leben gerufenen Jugendwochen und unterwies sie im Glauben, der den Jungen zur Lebenshilfe wurde. Wie gerne wanderte er mit ihnen, spielte  beim Volleyball oder Tischtennis mit, weckte sie morgens mit Geigenklängen und sang aus Herzenslust ihre Lieder. Er war ihnen Vorbild in der ausgewogenen Pflege von Körper, Geist und Seele.

Seit letzten Herbst machten sich besondere Schmerzen bemerkbar. Als im Februar ein schwerer Eingriff nötig wurde, regelte er die von langer Hand vorbereitete Nachfolge mit unserer Priesterweihe. Trotz verschiedener Operationen war er bis zum 20. August fast immer im Gottesdienst zugegen. Und selbst unter schlimmsten Schmerzen leidend spendete er Hilfesuchenden Trost. Dann folgten Wochen der Spitalpflege. Die letzten fünf Lebenstage verbrachte er in seinem geliebten Heim unter der fürsorglichen Pflege seiner Familie und der Spitex. Am Dienstagabend durfte er im Kreise der Familie in jene geistige Welt eingehen, wo kein Schmerz und keine Trauer sein werden.

Die Liebe zur Göttlichen Mutter, welche Matthäus im täglichen Rosenkranzgebet bezeugt hat, liess ihn ruhig und friedlich in diese Wohnung Gottes hinübertreten. Wer so viel und innig die Göttliche Mutter um Gnaden und Hilfe für andere bat und viel Schweres für andere erlöste, den wird Sie ganz gewiss in der Sterbestunde tröstend in Ihre Mutterarme genommen haben.

Seine Seele ist nicht gestorben. Sie ist ins Licht geboren, ins wahre Leben. dessen Schönheit mit irdischen Worten nicht beschrieben werden kann. Er wird einen gnädigen Richter vorfinden und darf die Worte hören: Du hast viel geliebt und aufgeopfert und darfst dafür erfahren. was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keines Menschen Herz jemals empfunden hat. Sei willkommen zu Hause! Nimm in Empfang was du dir verdient hast durch Liebe, Opfer und Gebet. Und darauf werden Chöre und Orchester der Engel einstimmen in einen Lobgesang, dessen Schönheit, Vollkommenheit und Harmonie von jener Klang gewordenen göttlichen Liebe künden, die begnadete Komponisten im Zustande der Verzückung bruchstückhaft vernommen und aufgeschrieben haben, so wie der Engel uns kundtat: «Die schönsten Stellen aus den grossen Kompositionen von Bach, Händel, Mozart, Haydn, Schubert und Beethoven sind bloss ein Abglanz himmlischer Musik, die der treuen Seele wartet».

Musik war schon immer das Lebenselexier des Heimgegangenen, aus dem er in schwersten wie in frohen Stunden Kraft schöpfte. Er stellte seine musikalischen Fähigkeiten in den Dienst der Versöhnung unter den Menschen. Albert Schweitzer, ein Mann des Glaubens und der barmherzigen Tat sprach: «Jede wahr und tief empfundene Musik, ob profan oder kirchlich, wandelt auf jenen Höhen, wo Kunst und Religion sich jederzeit begegnen können». Auch der Ausspruch von Martin Luther trifft auf Matthäus zu: «Es fliesst mir das Herz über vor Dankbarkeit gegen die Musik, die mich so oft erquickt und aus grossen Nöten errettet hat».

Im Sinne der Zitate brachte er viele grosse Werke zur Aufführung, deren Chorpartien er in minutiöser Kleinarbeit selbst einübte. Als letztes Werk erklang unter seiner Leitung im Jahr 2000 die Matthäus-Passion von Bach.

Die heutige Begräbnisfeier soll uns alle, in welcher Konfession wir auch erzogen wurden, ermahnen und aufmuntern uns selbst nicht so wichtig zu nehmen, das uns auferlegte Kreuz tapfer zu tragen in seinem vollen Gewicht und in seiner ganzen Länge und Christus nachzufolgen, dass wir endlich wahre, barmherzige Kirche werden und zur Verherrlichung im Reiche Gottes gelangen.

Lieber Matthäus

Wir alle wissen, was wir dem Himmel, dir und deiner Familie zu danken haben und verneigen uns tief vor deiner zur Tat gereiften Liebe. Ich schliesse mit einem Gedicht von Hans Kreiner, das unser Matthäus häufig zitierte und das wir nun auf sein ewiges Leben in Herrlichkeit und seine stete Verbundenheit mit uns deuten dürfen.

Ihr sollt nicht um mich weinen

ich habe ja gelebt.

Der Kreis hat sich geschlossen,

der zur Vollendung strebt.



Glaubt nicht, wenn ich gestorben,

dass wir uns ferne sind.

Es grüsst euch meine Seele

als Hauch im Sommerwind.



Und legt der Hauch des Tages

am Abend sich zur Ruh

send ich als Stern vom Himmel

euch meine Grüsse zu.


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