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Selbstmord - Gedanken für Eltern und Jugendliche

Jugendseelsorge, Benedicite 3/2003

Die Schweiz weist, verglichen mit andern Ländern, eine der höchsten Selbstmordraten auf. Sehr traurig ist es, wenn pro Jahr durchschnittlich 110 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren freiwillig aus dem Leben scheiden! Die Zahl der Selbstmordversuche aber liegt noch um ein Vielfaches höher!

Ist die Selbsttötung oder der Freitod die einfachste Lösung, um den Problemen aus dem Weg zu gehen? Ist es der kürzeste Weg in die Freiheit, wie es uns das Wort Freitod suggerieren will?

Im Gefährdeten keimen beispielsweise folgende Gedanken:

  • dass er andern nicht länger zur Last fallen kann,
  • dass er seinem Leben nichts Positives und Freudiges abgewinnen kann,
  • dass er einsam und überflüssig geworden ist,  
  • dass er eine nie wieder gut zu machende Schuld auf sich geladen hat und sich mit dem Selbstmord selbst bestrafen will,   
  • dass ein Leben mit grossen Schmerzen und unheilbarer Krankheit keinen Sinn mehr hat,   
  • dass es eine öffentliche Schande ist, mit finanziellen und beruflichen Schwierigkeiten zu leben. 

Der eingeweihte, glaubensstarke Mensch weiss:

  • dass er selbst in Not und Schmerzen die Last seiner Mitmenschen mittragen kann,
  • dass ihn sein geduldiges Ertragen von Leid und Not Gott näher bringt, weil er dadurch die Gelegenheit bekommt, sich mit Gott und seinen Mitmenschen zu versöhnen,
  • dass er in der Gegenwart seiner Schutzengel niemals einsam und verlassen ist,
  • dass er in der heiligen Beichte die Gelegenheit hat, seine grosse Schuld los zu werden,
  • dass es einen liebenden Gott gibt, der gerne bereit ist, die bereuten Sünden zu vergeben,
  • dass Selbstmord schwere Sünde ist, weil sie in diesem Leben nicht mehr bereut werden kann,
  • dass er in den ihm auferlegten Schmerzen für seine Schulden und Sünden sühnen kann,
  • dass er sich als Kind Gottes niemals schämen muss wegen beruflichen und finanziellen Problemen,
  • dass er im Glauben an die Helferkraft des Heiligen Geistes Lösungen für alle Probleme erhalten kann.

Viele Selbstmörder stammen aus zerrütteten, glaubenslosen Familien:

  • waren schon im Mutterleib ungeliebt,
  • mussten oft als Kind schlimmste Erfahrungen machen,  
  • wurden oft sexuell missbraucht,  
  • erlebten Gewalt und Lieblosigkeiten,  
  • konnten zu keinem Menschen wirkliches Vertrauen aufbauen.

Der Grad der Hoffnungslosigkeit und der Glaubenslosigkeit entscheidet, ob und wann der Lebensmüde zum Entschluss des Selbstmordes kommt oder dazu getrieben wird.

Gründe, die ihm seine Hoffnung rauben:

  • mangelnder Glaube in die Vorsehung Gottes,  
  • Kriegsgefahr, Angst vor Terrorakten,  
  • Situation auf dem Arbeitsmarkt, Entlassungen und Firmenpleiten,  
  • zunehmende Kälte in den zwischenmenschlichen Beziehungen.

Die Hoffnung in eine bessere Zukunft ist in schwachen Seelen geschwunden und die Zahl derer wächst, die ihrem Leben selbst ein Ende bereiten wollen. Es ist eine traurige Tatsache, dass sich in der Schweiz an jedem dritten Tag ein Jugendlicher das Leben nimmt.
Noch ist unsere Wirtschaftslage gut, gemessen an der Situation anderer Länder. Noch sind wir nicht direkt betroffen von Krieg und Terror. Noch sind unsere Lebensmittel- und Wasservorräte hinreichend, die Felder bebaubar und die Luftqualität ist besser als anderswo. Was also treibt Menschen in den Selbstmord?
Es sind neben den oben genannten Gründen die verloren gegangenen alten Werte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und der Tugend, der guten Beziehungen zum Elternhaus, des Geborgenseins in einen guten, zum Rechten schauenden Staat, der in Weitsicht und Gottvertrauen für Recht und Ordnung sorgt.
Es sind die verloren gegangenen Lieder der Mütter am Kinderbett, die vergessenen, gemütsbildenden Volkslieder der Lehrkräfte in den Schulstuben und die abgeschafften tröstenden Choräle und Marienlieder der Priester in den Kirchen.

Es sind weiter die mangelnden erbarmenden Umarmungen der Eltern, der fehlende gute Zuspruch, die vergessenen Gebete der Familien am Mittagstisch, die vernachlässigten Morgen- und Abendgebete, die durch TV und Internet verdrängten guten Gespräche, das ausser Mode gekommene Vorlesen spannender und gemütsbildender Geschichten und schliesslich die vernachlässigte gute und erhebende Musik, die den Jugendlichen über Generationen Licht, Kraft und Liebe spendete.
Viele Jugendliche sind im Soge des Zeitgeistes seelisch erkrankt und haben alle Hoffnung auf eine gute Zukunft verloren, weil sie niemanden fanden, der ihnen wahre Zuwendung und Liebe schenkte.
In ihrer Verzweiflung griffen sie zu Drogen in der irrigen Hoffnung nach einer besseren Welt. Sie ergriffen die Flucht in eine andere Welt aus Verzweiflung an dieser Welt. Sie erhofften zu vergessen, was sie bewegt und erwachten aus dem Rausch in eine noch kältere und brutalere Welt und ihr Wunsch reifte im Selbstmord zur Tat, niemals mehr in dieser öden Wirklichkeit zu erwachen.
Doch der Ort, den sie vorfanden, liess sie das Schreckliche keineswegs vergessen. Sie erwachten neuerlich in einer Dunkelheit. Doch dieses Mal versuchten sie vergeblich ihren Leib zu töten, sie suchten vergeblich nach Gift und Rauch.
Ihre Verzweiflung liess sie lange Zeit nach Hilfe rufen in Sphären der Trübsal und der Düsternis, bis sich endlich Boten Gottes in der Kraft vieler Gebete um sie kümmerten, sie liebevoll über Schuld und Sühne aufklärten und ihnen aufgrund der ihnen zugefügten Demütigungen und Verbrechen auf Erden ihre Schuld verringerten, um sie Stufe um Stufe höher zu führen.
Die Schuld aber, die ihnen aus göttlichem Erbarmen erlassen wurde, werden ihre Schuldner auf Erden tilgen müssen am Tage des Gerichts.

Aussagen von Gefährdeten

Die nachfolgenden verzweifelten Aussagen sind in jedem Fall ernst zu nehmen. Sie sollen in grosser Ruhe und liebevoll angehört und nicht missachtet werden. In einem offenen, vorwurfsfreien Gespräch sollen nach einem gemeinsamen Gebet Lösungen erarbeitet werden.
«ich weiss nicht mehr weiter»
«mich versteht ja sowieso niemand»
«jetzt mache ich dann Schluss»
«ich will nicht mehr leben»
«ich stürze mich aus dem Fenster»

Anzeichen für einen drohenden Selbstmord:

  • Sie zeichnen oft Kreuze, Grabsteine, Särge oder Friedhöfe.
  • In der Schule fallen Selbstmord gefährdete Jugendliche durch übertriebene Aufsässigkeit und Aggressivität oder durch grosse Passivität und Traurigkeit auf.
  • Viele sind ess- oder magersüchtig.  
  • Oft brechen sie Beziehungen mit Eltern.  
  • Sie leiden unter Verhaltens- und Schlafstörungen.

Was ist in diesem Falle zu tun?

  • Zuhören, beten, segnen.  
  • Mitgefühl zeigen.  
  • Konkrete Schritte suchen.   
  • Auf die Probleme eingehen und sie nicht unter den Teppich wischen.  
  • Nie auslachen.

Der lebensmüde Mensch will die für ihn zerstörerischen Lebensumstände ändern. Weil es ihm nicht gelingt, geht er statt dessen mit sich zerstörerisch um, indem er sich das Leben nimmt.

Zusammenfassend sei gesagt:

Wir wissen und glauben, dass Selbstmord niemals die Lösung sein kann. Ein Selbstmörder muss in grossem Schrecken feststellen, dass er seinen Problemen, Nöten und seiner Verzweiflung nicht entfliehen kann. In langen Läuterungen muss er unter Schmerzen einsehen, dass er den Plan Gottes für ihn in schwerwiegender Weise durchkreuzt hat.
Seine Seele, von Gott ihm gegeben, wird nicht Ruhe haben, bis sie die grosse Schuld gebüsst hat. Sie wird in der Gnade Gottes in die himmlische Schule Mariens gelangen oder eine erneute Menschwerdung antreten dürfen, um die Schuld ganz zu tilgen.
Alle Mitmenschen eines Selbstmörders müssen gemäss ihrer Teilschuld für ihre Verfehlungen büssen.

Matthäus

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